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Geht die Kreativität in der Schule verloren?

Jeder ist ein Genie! Aber wenn Du einen Fisch danach beurteilst, ob er auf einen Baum klettern kann, wird er sein ganzes Leben glauben, dass er dumm ist.“ (Zitat: Unbekannt) 

Der Fisch wird also nie aufsteigen. Wohl eher absteigen und genauso ist es mit Kindern, die nicht in ihrem Talent gefördert werden. Ein Kind, das zum Beispiel musikalisch sehr talentiert ist, sich jedoch nie für Physik interessiert hat, wird durch eine systematische Ausbildung nicht plötzlich zum Physikgenie werden. Das ist Wunschdenken, ein Kind zu etwas zwingen/bringen zu können, in dem es keine ausreichende Begabung hat. Wieso dann genau das tun, wenn man auch die kreativen Stärken, wie musizieren und tanzen fördern kann?

Warum werden im Allgemeinen kreative Fächer nicht so gefördert wie naturwissenschaftliche Fächer?
Wenn ich an meine Schulzeit denke, hatte ich einmal in der Woche eines meiner Lieblingsfächer, Kunst, und nur jede zweite Woche Musik. Mathematik hatte ich fast jeden Tag. Fächer wie Mathematik und Physik sind natürlich sehr wichtig, aber genauso wichtig ist Kunst oder Musik, Schauspiel und Tanz. Vor allem Kinder tanzen doch gerne, wenn sie es dürfen. Schaltet man Musik ein, bleibt kein Kind, das gerne tanzt, ruhig sitzen. Wenn ein Kind also gerne tanzt, warum es nicht in dieser kreativen Disziplin fördern?

Weltweit haben die meisten Bildungssysteme die gleiche hierarchische Auflistung an Schulfächern. An der Spitze stehen zu meist die Naturwissenschaften und Sprachen, gefolgt von Geisteswissenschaften und ganz unten reiht man Fächer wie Schauspiel und Tanz ein. Es gibt kaum allgemeinbildende Schulen, die Musik und Kunst gleich oft wie Mathematik unterrichten. Dabei sind dies Fächer, die Kreativität fördern und in denen Kinder ihre Fantasien ausleben können; und genau das ist doch, was die Schule will oder? Kreatives und eigenständiges Denken von klein auf fördern. „Als Kind ist jeder ein Künstler. Die Schwierigkeit liegt darin, als Erwachsener einer zu bleiben.“ (Pablo Picasso). Ein Kind soll doch in die Kreativität hinein und nicht aus ihr heraus wachsen, und schon gar nicht „heraus-unterrichtet“ werden.

Was ist eigentlich der Zweck des Bildungssystems? Ist es Ziel der öffentlichen Bildung, nur gescheite Leute hervorzubringen? Hochrangige Universitätsprofessoren?
Unser Schulsystem basiert auf der Idee, akademische Fähigkeiten zu fördern. Warum das so ist, ist relativ simpel erklärt; vor dem 19. Jahrhundert gab es kaum Schulausbildungen. Die ersten Schulsysteme wurden entwickelt, um den Bedarf der Industrie zu decken. Die Hierarchie basiert auf zwei Vorstellungen. Nummer eins: Die für die Arbeit nützlichsten Fächer stehen ganz oben auf dem Lehrplan. Fächer wie Schauspiel und Kunst, die nur einen „brotlosen Beruf“ hervorbringen, wurden nur wenig oder gar nicht unterrichtet. Nummer zwei: Akademische Grade sollen unsere Intelligenz widerspiegeln, deshalb müssen wir uns schon in der Schule auf eine weitläufige Universitätskarriere vorbereiten. Wie können wir intelligente Personen „finden“, die wir nicht kennen? Natürlich NUR mit einem Titel, und genau diese Ansicht wird hierzulande von vielen Universitäten unterstützt.

Intelligenz ist aber vielfältig. Sie spiegelt sich nicht nur im Wissen eines Einzelnen wieder. Kreativ zu sein gehört ebenfalls zum „intelligent“ sein. Menschen denken visuell. Wir denken in Tönen, wir denken kinästhetisch, wir denken in abstrakten Begriffen, wir denken in Bewegung, wir denken kreativ. Intelligenz kommt also durch das Wahrnehmen und Zusammenarbeiten unserer Sinne. Kein Teil unseres Gehirns arbeitet alleine, die einzelnen Bereiche interagieren miteinander. Kreativität kommt aufgrund Interaktionen zu Stande; eine Sache also aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Intelligenz ist individuell, die Ausbildung zum „intelligenten“ Schüler sollte daher nicht standardisiert und auf einzelne Fächer reduziert, sondern individuell angepasst sein.
Intelligenz kommt auch durch Fehler. Eine neue kreative Lösung auf Grund eines Fehlers schaffen. Wenn man nicht darauf vorbereitet ist Fehler zu machen, wird man auch schwer mit einer originellen Lösung aufkommen.  Mit dem Alter (und mitunter auch durch die Schule) bekommt man Angst, Fehler zu machen. Als Kind probiert man viele Sachen aus, weil man keine Angst davor hat, Fehler zu machen. Man macht es einfach. Oftmals erfährt man dadurch eine kreative Lösung.

Kinder, die jetzt in der Schule sind, sollen für die Zukunft lernen, aber wie soll das gehen, wenn man die Zukunft nicht vorhersehen kann? In den letzten Jahren hat sich weltweit so viel verändert. Wie sollen wir wissen, wie es in fünf Jahren aussehen wird, geschweige denn in den nächsten zehn?

Sicht auf Heilung?
Wenn ein Doktor all seine Patienten mit derselben Medizin behandeln würde, wären die Auswirkungen verheerend. Genauso so ist es mit der Schulbildung.
Jedes Kind hat verschiedene Stärken und Schwächen, bestimmte Ziele, unterschiedliche Träume und Wünsche. Es wird also zukünftig nicht mehr funktionieren, wenn wir jedes Kind gleich unterrichten. Auch wenn es den Bildungsministern, die noch nie eine Stunde unterrichtet haben, schwer fällt, das System umzustrukturieren, kann man simpel an die Lösung heran gehen. Der Unterricht sollte mehr auf die Stärken der individuellen Schüler eingehen und ihre Kreativität (egal in welchem Fach) fördern. Fächer, die besonders die Kreativität fördern, sollten genauso oft unterrichtet werden, wie wissenschaftliche Fächer. Nicht nach guten Noten, sondern nach guten Eigenschaften bewerten und Schülern nicht acht Stunden lang sagen, was sie denken und machen sollen. Kindern beibringen, aus Fehlern zu lernen und ihnen zu zeigen, wie man neue Lösungen für Probleme findet. Und anstatt Schulsysteme wettbewerbsfördernd aufzubauen, wäre es nicht weitaus förderlicher, Kinder für Teamgemeinschaften und zum Zusammenarbeiten zu begeistern? Orientieren wir uns doch an Schulen in Ländern, wo diese Kriterien schon umgesetzt wurden, mit Erfolg! Auch wenn Schulkinder gerade einmal 20% unserer Bevölkerung ausmachen sind sie 100% die Zukunft.

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