lenagattringer | Ein „Digital“ Designer, was das ist?
graphic design, communication design, usability, Graz, Austria
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Ein „Digital“ Designer, was das ist?

Vor kurzem habe ich einen interessanten Blogeintrag von einem Web-, (Interaction-, Digital-, UI-, UX-) Designer gelesen an dem ich wirklich hängen geblieben bin. Es ging um die Einteilung in gewisse Berufssparten im Bereich des Digital Designs. Mit diesem Thema habe ich mich selbst auch schon beschäftigen müssen, auf der Uni, bei der Wahl eines weiterbildenden Studiums, bei Bewerbungen. Wieso so viele Berufsbegriffe? Und auf was genau spezialisiere ich mich?

Mittlerweile gibt es so viele Unterteilungen in verschiedene Berufsgruppen in der Designindustrie, die doch anscheinend alle dasselbe machen. Haben die Berufe im Bereich Digital Design nicht alle irgendwie was mit Web und Digitalen Medien zu tun? Warum reicht da nicht einfach „Designer“ und für digitale Projekte „Web- oder Digitaldesigner“ als Überbegriff für die einzelnen Berufsbezeichnungen aus? User Experience- (UX), User Interface- (UI), Motion-, Interaction-, Web-, App-, Visual- und Front End Designer (und das sind nur einige Berufe aus dem digitalen Designbereich) haben schon alle mehr oder weniger etwas mit digitalen „Dingen“ zu tun aber wo ist jetzt der Unterschied zwischen einem UX-, Interaction- und einem Webdesigner? Ist das nicht dasselbe? Sie sind ja schließlich alle „Designer“ und haben diesen „Titel“ hinten angehängt.
Naja… nicht ganz. Vor 10 Jahren war das vielleicht noch ein und derselbe Beruf. Mittlerweile hat sich mit dem Anbruch des digitalen Zeitalters und der „Verpflichtung“ sich online (mittels einer Webseite oder ähnlichem) zu präsentieren, auch der Beruf des klassischen Webdesigners verändert und ist in mehrere spezifischere Bereiche unterteilt worden.

Generell wird der Beruf eines Designers oft damit beschrieben, etwas „schön“ zu machen. Das höre ich oft von Leuten, die sich unter den verschiedenen Berufsbezeichnungen nicht allzu viel vorstellen können. Das stimmt so nicht ganz, denn ein bestimmtes Projekt oder Produkt „nur schön zu machen“, ohne dass es dann funktioniert, hat wenig Sinn. Meistens soll das Endprodukt ja auch einen gewissen Zweck erfüllen. Zum Beispiel soll eine Webseite den Inhalt strukturiert und übersichtlich liefern, ein Display einfach und intuitiv bedienbar sein oder eine Gebrauchsanweisung Informationen verständlich erklären. Das heißt ein guter (Digital-) Designer versteht auch wie und warum er was bei seinen Projekten gestaltet. Dazu sucht er nach Problemlösungen die sich meistens an den Anforderungen der jeweiligen Zielgruppe orientieren. Hierfür braucht man spezielle Designer, die sich auf bestimmte Designbereiche konzentrieren und sich in ihrem Spezialgebiet gut auskennen.

Auf der Uni hatte ich mal ein Seminar in dem ich, gemeinsam mit anderen Kollegen, ein virtuelles Start-Up gründen musste. Wir haben uns damals auf Fotografie, Grafik-, Print-, Web- sowohl also auch auf UX/ UI- Design „spezialisiert“. Wir waren also Designer, aber ohne Spezifizierung. Das hat dann bei unseren (echten) Kunden zu Verwirrungen geführt, was uns damals nicht recht einleuchtend erschien. Wir konnten ihnen ja schließlich eine Bandbreite an Leistungen anbieten. Von der Anfertigung diverser Printprodukte, über Fotos, Logo- und Layoutdesign, bis hin zur Gestaltung und Entwicklung einer eigenen Webseite. So ein Leistungsangebot kann vielleicht eine große Firma mit mehreren Mitarbeitern anbieten, aber in vielen Fällen spezialisieren sich auch größere Designagenturen auf einen Aufgabenbereich. Wir waren damals zu viert und gerade mitten in unserer Ausbildung. Unser gemeinsames Interesse für Webdesign hat uns verbunden, jedoch hat jeder noch nach zusätzlichen Qualifikationen gesucht um diese noch mit anbieten zu können. Denn letztendlich haben wir uns gedacht, je mehr wir dem Kunden bieten können, desto besser. Jedoch ist es meistens genau umgekehrt. Von allem ein bisschen klingt nicht so wirklich überzeugend, wie wenn man Viel aus einem Bereich anbieten kann. Ein Zahnarzt bietet ja auch nicht zusätzlich noch Herz- oder Lungenbehandlungen an. Und so wie sich jeder Arzt auf ein bestimmtes Fachgebiet spezialisieren muss, so muss das eben auch ein Designer tun, denn schließlich hat jeder (Designer) einen speziellen Bereich in dem er am besten ist.

Beginnen wir mal mit der Berufsbezeichnung „Digital Designer“. Darunter können sich doch schon einige etwas vorstellen. Jemand der im digitalen Umfeld arbeitet. Das kann also jemand sein, der sich mit der Gestaltung von Webseiten und Apps auseinandersetzt oder im Bereich der Social Media Gestaltung tätig ist. Es könnte sich aber auch um jemanden handeln, der sich mit digitalen Grafiken oder  Animationen für bestimmte Plattformen beschäftigt. Gehen wir noch einen Schritt weiter; jemand der vielleicht sogar digitale Kurzfilme (für Webseiten) produziert. Ein Kunde, der nur ein neues Design für eine Webseite braucht, wird sich jetzt vielleicht fragen, auf was sich dieser Digitaldesigner genau spezialisiert hat. Deshalb die weitere „Einteilung der digitalen Designer“.

Die Aufgaben eines Webdesigners haben meistens mit Inhalten im Web zu tun. Dieser beschäftigt sich natürlich mit dem Design einer Webseite. Dazu gehören die Auswahl der Schrift, der Farben, der Icons, der Buttons, das Menü und generell die Anordnung und Strukturierung der Inhalte auf der Webseite. Dazu muss er den Code nicht zu 100% verstehen (dafür sind die Entwickler und Programmierer zuständig), aber er sollte das Design so durchdenken und anlegen, das der Benutzer möglichst leicht durch eine übersichtliche Webseite navigieren kann und die Inhalte verständlich aufgebaut und einfach zu finden sind. Deshalb ist es oft von Vorteil, wenn ein Webdesigner eng mit einem User Experience Designer zusammen zu arbeiten.
Dieser wiederum konzentriert sich auf die Interaktion des Benutzers mit dem Produkt, in diesem Fall einer Webseite. Dabei stellt er sich unter anderem Fragen wie: Kann der User ohne Probleme zu den gewünschten Inhalten gelangen? Ist das Layout übersichtlich gestaltet und lässt sich die Seite leicht navigieren? Wo tauchen Bugs auf und kann man bestimmte Prozesse verbessern und optimieren. Wohingegen sich der Webdesigner mit der Gestaltung der Webseite selbst beschäftigt, konzentriert sich der UX Designer eher auf die Arbeit mit den Endbenutzern.

Ein User Interface Designer ist wiederum ist für die Optimierung des Interfaces und der Oberfläche zuständig. Er designt zum Beispiel die Buttons und Icons oder optimiert den Slider oder das Drop-Down Menü einer Navigationsleiste. Dabei gestaltet er meistens schon vor dem Designprozess Prototypen und Wireframes (und das am besten in Zusammenarbeit mit dem Webdesigner) und ergänzt diese dann im Laufe des Projektes mit den erarbeiteten Daten eines UX Designers. Diese drei Berufssparten sind also eng miteinander verbunden, jeder hat ein bisschen was vom anderen dabei. Jedoch unterscheiden sie sich in ihren einzelnen Kernbereichen voneinander.

Dann gibt es noch den Interactiondesigner, der sich mit der Software und den Interfaces eines Handys oder eines Tablets, aber auch mit der Funktion und Gestaltung diverser Displays, wie zum Beispiel mit dem einer Cafémaschine oder eines Fahrscheinautomaten, beschäftigt. Dabei muss er auch berücksichtigen, ob der Benutzer die Oberfläche mit seinen Händen, einem Stift oder einem anderen Eingabegerät bedient.

Ein Motiondesigner arbeitet meistens in audiovisuellen Disziplinen und kommuniziert Informationen oft mit Motion graphics (bewegte Grafiken) oder Animationen. Sounddesigner beschäftigen sich, wie der Name schon sagt, mit verschiedensten Geräuschen und Klängen aber auch mit Video- und Filmmusik. Dazu gehört sowohl die Aufnahme verschiedener Töne, deren Manipulation sowie auch die Post Production und letztendlich die Anpassung an das zu vertonende Projekt. Hier gibt es wiederum eine Aufteilung in Sounddesigner die sich zum Beispiel auf die Vertonung von Videospielen konzentrieren oder welche, die sich auf die Interaktionsgeräusche bei online Plattformen spezialisiert haben.

Und es geht noch weiter. Es kommen immer mehr digitale Bereiche und Anwendungen dazu. Täglich kommen neue Applikationen auf den Markt. Hierfür werden eigene Appdesigner und Entwickler benötigt. Immer mehr eBooks werden publiziert (teilweise sogar mit Sound und Motiongraphics). Auch hierfür gibt es eigens Designer und sogar Agenturen, die sich nur auf die Gestaltung, das Layout und die Benutzerfreundlichkeit dieser digitalen Bücher konzentrieren.
Der Trend der Augmented und Virtual Reality steigt und wird immer beliebter, deshalb gibt es auch eigene AR-Designer oder VR-Experience Tester die sich dann nur auf diese bestimmten Bereiche spezialisieren (werden).
Displays müssen immer intuitiver gestaltet werden und verändern dabei laufend ihre Größe. Mal werden sie kleiner (Smart Watches) mal kommen wieder ein paar Zoll dazu (siehe iPhone X). Das Design, die Programmierung aber auch die Benutzerfreundlichkeit und -entwicklung müssen laufend an die technischen Erneuerungen und Endgeräte angepasst werden und dazu braucht es eben die verschiedenen „Designspezialisten“. Es ist daher absehbar, dass sich die einzelnen Berufsfelder auch in Zukunft noch in weitere Sparten aufteilen werden. Die Liste mit den verschiedenen Berufsunterteilungen in der digitalen Designbranche könnte man noch sehr lange weiter führen.

Was ich jedoch im Laufe der Zeit für mich erkannt habe und auch mit diesem Artikel kommunizieren möchte, ist, dass es nur von Vorteil ist, wenn man seine Berufsbezeichnung und damit seinen Aufgabenbereich eingrenzt und genau definiert. Umso leichter verstehen auch andere Menschen, wofür der jeweilige Designer zuständig ist und auf welche Schwerpunkte er sich spezialisiert. Natürlich hat man als Designer sicher auch schon in anderen Bereichen gearbeitet und dadurch zusätzliche Qualifikationen erworben. Jedoch sollte man sich, speziell im Bereich der digitalen Designs, auf seine Schwerpunkte und Stärken konzentrieren und diese auch so an Kunden oder Arbeitgeber weiter kommunizieren.

 

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